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Kurzbeschreibung der Geschichte der Familie Kogelke/Kügelgen
 
             Ivar v. Kügelgen

Der Familienname Kügelgen entstand um 1650 im Rheinland aus den Ursprungsformen Coghelke/Kogelke. Johannes Kogelke erwarb 1370 das Bürgerrecht von Bremen. Johannes und sein Sohn Arndt waren Goldschmiede. In Zusammenhang mit Streitigkeiten zwischen dem Bremer Rat und dem König Sigismund wurde Arndt Kogelke im Mai 1429 vom Bremer Rat fälschlicherweise beschuldigt, ein Siegel des Königs Sigismund gefälscht zu haben. Arndt wurde enteignet und aus der Stadt geworfen. Nach einigen Wirren rehabilitierte der König schließlich Arndt und andere gleichzeitig vertriebene Bremer Bürger gegen Widerstand aus dem Bremer Rat (Wilhelm v. Bippen, 1892). Arndts Nachfahren lebten danach über zwei weitere Generationen als Bürger in Bremen. Arndts Sohn, Frederik Kogelke, wurde 1465 sogar in den Bremer Rat gewählt (Bremer Staatsarchiv; sein Wappen ist oben rechts dargestellt); der Ruf der Familie in Bremen ist also nach dem Zwischenfall von 1429 offensichtlich wieder hergestellt worden. 

Um 1500 taucht die Familie Kogelke in Wildeshausen auf. Bernhardus Kogelke war Kanoniker im Alexanderstift zu Wildeshausen. Seine Grabplatte befindet sich heute an der Kirche St. Peter zu Wildeshausen [externer Link] (oberer Teil der Grabplatte mit der Inschrift „Anno Domini 1537 die mensis Julii obiit venerabilis Dominus Bernhardus Kogelke, huius ecclesiae senior Canonicus“). Sein Neffe Friedrich Kögelke / Kögelken (1510-1583) erhielt in Wildeshausen das Amt des bischöflich-münsteranischen Gografen und Richters (Helga v. Kügelgen, 2006). Dieses weltliche Kirchenamt wurde innerhalb der Familie an Friedrichs Sohn Bernhard (1552-1626) und seinen Enkel Bernhard (1588-1660) weitergereicht. Der Sohn von Johann Franz, Johann Bernhard Kügelgen (* Münster 1621, † Altenwied 1684), verdiente zunächst als bischöflich-münsteranischer Zolleinnehmer in Vechta den Unterhalt für die Familie. Nach dem Ende des 30-jährigen Krieges (und wohl als Konsequenz der Regelungen des Westfälischen Friedens von 1648) zog die Familie erneut nach Süden ins katholische Rheinland – die Familie blieb ihrem langjährigem Arbeitgeber und damit der katholischen Kirche treu. 1667 wurde Johann Bernhard Kügelgen vom Kurfürsten von Köln, der zugleich Bischof von Münster war, mit dem Hof Krumbach zu Altenwied belehnt. Für drei weitere Generationen stand dann die Familie Kügelgen im Dienst des Kurfürsten von Köln (oder, mit anderen Worten, erhielt vom jeweiligen Kölner Kurfürsten gut dotierte Stellen): Johann Ernst Kogelke (* Altenwied 1659, † Linz am Rhein 1713) war kurfürstlich-kölnischer Rentmeister zu Altenwied [externer Link]  und Linz und sowohl der Sohn Johann Ferdinand Adam (* Linz 1694, † Bacharach 1756) als auch der Enkel Franz Ferdinand Anton (* Bacharach 1727, † Bacharach 1788) hatten das Amt des kurfürstlich-kölnischen Hofkammerrats und Schultheißen zu Bacharach inne.

1765 heiratete der mit 38 Jahren schon recht alte Franz Ferdinand Anton Kügelgen in Rhens die 21 Jahre junge Maria Justina Hoegg (* Rhens 1744, † Bacharach 1805), die aus einer Kollegenfamilie aus Rhens stammte (Vater: Richter, Amtsadvokat und Schultheiß zu Rhens Sebastian Hoegg; Mutter: Maria Ludovica Stemmeler). Aus dieser Ehe wurden 1772 in Bacharach [externer Link] die beiden (wie Bilder und Schilderungen nahe legen, wohl eineiigen - siehe links oder unter: Doppelportrait [externer Link]) Zwillinge Franz GERHARD Kügelgen [externer Link] († Dresden 1820) und Johann KARL Ferdinand Kügelgen [externer Link] († Reval 1831) geboren. Die beiden munteren Zwillinge verließen nach ihrer Schulausbildung in Bonn (Eintrag Carl Ferd. Kügelgen aus Bacharach im Schulverzeichnis - Bonner Universitätsbibliothek; datiert 1789 in der Zeile unter Ludwig van Beethoven, Bonn) und einer ersten künstlerischen Ausbildung in Koblenz und Mainz das Rheinland mit einem Stipendium des Kölner Kurfürsten Maximilian Franz von Österreich. Es zog die Kügelgens wieder nach Süden, diesmal aber weit über 1000 km, d.h. über die Alpen. Die Zwillinge reisten zum Studium der Malerei nach Rom. Gerhard spezialisierte sich auf die Historien- und Porträtmalerei (Leo v. Kügelgen, 1924; Dorothee v. Hellermann, 2001), Karl auf das Malen von Landschaften (Leo v. Kügelgen, 1924; Martha Hirn, 1965). Nach einem etwa dreijährigen Studien-, Arbeits- und Erfahrungsaufenthalt in Rom mussten die Zwillinge wahrscheinlich aus finanziellen Gründen (Verlust des Stipendiums) weiterziehen. Das Rheinland war inzwischen von Napoleon besetzt worden; der Kölner Kurfürst hatte seinen Posten räumen müssen. [Bild der Zwillinge aus Leo v. Kügelgen, 1924, Gerhard von Kügelgen - ein Malerleben um 1800] 

Die abenteuerlustigen Zwillinge zogen es daher auf Anraten ihres Freundes Johann George Schwartz [externer Link] aus Riga vor, im Baltikum mit ihrer Kunst den Broterwerb zu suchen. Auf einem Gut in Estland verdingte sich Gerhard als Zeichenlehrer. Dabei verliebte er sich in die bildhübsche Helene (Lilla) Zoege v. Manteuffel (* Woiseck, Livland 1774, † Ballenstedt 1842). Der Zwillingsbruder Karl (der jüngere der beiden Zwillinge) folgte seinem Vorbild und entwickelte ein sehr großes Interesse für Helenes Schwester Emilie (* Harm, Estland 1788, † Reval 1835). Die jungen Frauen erwiderten die Gefühle durchaus (siehe Helene v. Kügelgen, 1918). Der Schwiegervater in spe, Wilhelm Zoege von Manteuffel, war aber gar nicht begeistert. Um seine Zustimmung zu einer Heirat der beiden Töchter mit dahergelaufenen, brotlosen Künstlern zu erhalten, mussten die Zwillinge Geld verdienen (na ja), zum evangelischen Glauben konvertieren (geht ja) und sich einen Adelstitel besorgen (?? -- Reichsadelsstand Wien 16.2.1802; Staatsarchiv Wien – viele der Kölner Kurfürsten stammten aus dem Haus Habsburg und mit den Kölner Kurfürsten hatten die Kügelgens schon lange gute Beziehungen; das Wappen der Zwillinge ist rechts dargestellt).

Helenes und Gerhards Sohns Wilhelm von Kügelgen [externer Link] (* St. Petersburg 1802, † Ballenstedt 1867) beschreibt die Familiengeschichte aus der damaligen Sicht in seiner Biographie „Jugenderinnerungen eines alten Mannes“ (1870) . Nach mehrjährigen Studienaufenthalten in Rom und St. Petersburg wurde Wilhelm 1833 Hofmaler der kleinen Residenz Ballenstedt. Von 1853 an betreute er den wohl geisteskranken Herzog Alexander Carl von Anhalt-Bernburg. Wilhelms nach seinem Tod erschienene Autobiographie "Jugenderinnerungen eines alten Mannes" war zu Beginn des letzten Jahrhunderts ein Lieblingswerk des deutschen Bürgertums. Darüber hinaus sind zahlreiche Briefe von Wilhelm veröffentlicht worden (Werk- und Literaturverzeichnis: siehe Hans Schöner, 1992).

Emilies und Karls Sohn Konstantin (Constantin) von Kügelgen
(* Anton, Saratow 1810, † Dorpat 1880) schilderte die damalige Zeit in seiner weniger bekannten, aber zumindest für Familienmitglieder auch sehr interessanten Biographie „Erinnerungen aus meinem Leben“ (1881). Links ist eine frühe Photographie von Konstantin zu sehen (Datum unbekannt). Wie sein Vater Karl widmete sich Konstantin der Landschaftsmalerei. Konstantin wurde zusammen mit seinem etwa 4 Jahre älterer Cousin Timoleon Neff (Sohn von Felicité Neff und Heinrich Zoege von Manteuffel; siehe Constantin v. Kügelgen, 1881; Heino Ross, 2004) von Karl unterrichtet (Leo v. Kügelgen, 1924). Auch Konstantin konnte als junger Mann nach Italien reisen. Später arbeitete er zwei Jahre in München, wo er u.a. Werke in der Pinakothek kopierte. 1839, nach dem frühen Tod seiner ersten Frau (Sally von Zezschwitz, * Taubenheim 1814, † München 1839) kehrte er ins Baltikum zurück, wo er als Zeichenlehrer arbeitete.

Literatur:
v. Bippen, Wilhelm, 1892 „Geschichte von Bremen“, Band 1

v. Hellermann, Dorothee, 2001, „Gerhard von Kügelgen – 1772-1820 – Das zeichnerische und malerische Werk“, Dietrich Reimer Verlag Berlin ISBN 3-496-01229-3

Hirn, Martha, 1965, „Carl von Kügelgen resa i Finnland 1818“, Frenckellska Tryckeri Aktiebolaget, Helsingfors

v. Kügelgen, Constantin, 1881, „Erinnerungen aus meinem Leben“, Buchdruckerei der St. Petersburger Zeitung Steenken & Laschinsky St. Petersburg

v. Kügelgen, Helene, 1918 „Helene Marie v. Kügelgen geb. Zoege v. Manteuffel– Ein Lebensbild in Briefen“, herausgegeben von A. und E. von Kügelgen, C. Belser-Verlagsbuchhandlung Stuttgart

v. Kügelgen, Helga, 2006, "1370-1650 Der Weg der Familie Kogelke/Kügelgen von Bremen über Wildeshausen/Vechta ins Rheinland", In Zeitschrift für Niederdeutsche Familienkunde, 81. Jahrgang, Heft 3/2006, S. 109-130 

v. Kügelgen, Leo, 1924 „Gerhard von Kügelgen – ein Malerleben um 1800 – und die anderen sieben Künstler der Familie“, 3. Aufl., C. Belser-Verlagsbuchhandlung Stuttgart

v. Kügelgen, Wilhelm, 1870, „Jugenderinnerungen eines alten Mannes“, zuletzt bei Koehler und Amelang München 1996 ISBN 3-7338-0153-9

Ross, Heino, 2004, „Maalikunstnik Carl Timoleon NEFF", Selbstverlag H. Ross, ISBN 9949-10-507-2

Schöner, Hans, 1992, „Wilhelm v. Kügelgen – Sein Leben und seine Bilder“, Selbstverlag H. Schöner Mönkeberg

Weitere Informationen beim Familienverband von Kügelgen

26.3.2006, modifiziert 30.4.2012 und 24.5.2018 Ivar v. Kügelgen